Waldheims Stadtkirchen im mannsgroßen Format
Manfred Schmidt und Jörg Ißermann: gemeinsam vom Fasching zum Schwibbogen und nun zum Kirchenmodell
53 Meter hoch ist das Original. Rund 2,50 Meter Höhe misst das detailgetreue Modell der Waldheimer Stadtkirche. Gebaut haben es Manfred Schmidt aus Waldheim und Jörg Ißermann aus Ehrenberg. Auch die alte Waldheimer Stadtkirche, die bis zum Stadtbrand 1832 auf dem Marktplatz stand, haben die beiden Männer in einem mannsgroßen Format angefertigt. Beim Heimatfest - 825 Jahre Waldheim Anfang Juli 2023 waren die beiden Kirchenmodelle erstmals zu sehen. Nun erhalten die Kunstwerke aus Holz einen Ausstellungsraum im 1. Obergeschoss der Stadtkirche, direkt unter der Orgel.
Manfred Schmidt und Jörg Ißermann sind ein tolles Team. Beide kennen sich durch den Kriebethaler Faschingsclub. Seit 40 Jahren hantieren sie zusammen und seit über 20 Jahren haben sie sich auf den Bau von großen Schwibbögen spezialisiert, 2 Meter breit, zum Aufstellen oder Aufhängen für draußen. 55 verschiedene Schwibbogen-Motive haben sie schon zusammen entworfen, konstruiert und gebaut – unter anderem von der Burg Kriebstein und dem Waldheimer Eisenbahnviadukt, dem Rathaus und von den Kirchen der Umgebung.
Ißermann ist gelernter Theatermaler und zeichnet maßstabsgetreu die Baupläne. Manfred Schmidt ist der Praktiker, vor seinem Ruhestand war er Hausmeister und Technischer Leiter im Kloster Buch, "manchmal auch Bruder Manfred", erinnert er sich. In seiner Garage an der Hainichener Straße haben die beiden fast 4 Monate gesägt, gehobelt, geschraubt und schließlich auch gemalert. "Die Farben hat uns Firma Schell gesponsert", so Manfred Schmidt. Weil in seiner eigenen Garage der Platz für zwei Kirchenmodelle nicht ausreichte, konnte freundlicherweise noch die Garage von nebenan mit in Beschlag genommen werden.
9 mm Sperrholzplatten, Styropor für die Kuppeln, unzählige Schrauben und auch zwei Gewindestangen in den beiden abnehmbaren Türmen wurden verbaut. "Die größte Schwierigkeit war das Aussehen der alten Waldheimer Stadtkirche", erinnert sich Manfred Schmidt. Im Jahr 1336 wurde die Kirche St. Nicolai zu Waldheim erstmals erwähnt. Bis zum Stadtbrand 1832 stand sie direkt auf dem Marktplatz und teilte diesen in Obermarkt und Niedermarkt. "Im Waldheimer Ratssaal gibt es zwar ein Bild der Frontansicht. Wie die Kirche wohl von hinten aussah, mussten wir erst erforschen." Unterstützung dabei bekamen sie von Michael Kreskowsky, Geschichtskenner aus Grünlichtenberg. Alte Grundrisse wurden studiert und andere Kirchen aus dieser Zeit zum Vergleich herangezogen. Nach knapp 4 Monaten Bauzeit, von März bis Juni 2023, waren die beiden Kirchenmodelle fertig.
Für den Wiederaufbau der abgebrannten Waldheimer Stadtkirche hatten die Einwohner im 19. Jahrhundert über vier Jahre gebraucht. 1838 wurde – nach bitteren Streitereien über den Standort – beschlossen, die neue Stadtkirche auf dem Kellerberg zu errichten. Der Bauauftrag ging an Baumeister Christian Friedrich Uhlig aus Altenhain bei Chemnitz. Am 13. November 1842 wurde die neue Stadtkirche mit 1.800 Sitzplätzen schließlich eingeweiht.
Streitereien beim Bau der Kirchenmodelle gab es zum Glück nicht. Manfred Schmidt nennt vielmehr einige Menschen, die das Projekt unterstützt haben. "Meine Frau hat mitgezogen, denn in den vier Monaten blieb alle andere Arbeit zu Hause und im Garten an ihr hängen." Auch beim Streichen der Kirchenmodelle habe es einige helfende Hände mit Farbeimer und Pinsel gegeben. Auf das Ergebnis können Manfred Schmidt und Jörg Ißermann stolz sein.